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des Tages
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GEDANKEN ZU LEBEN & GLAUBEN …….............
Liebe Leser und Freunde unserer Gemeinden,
wenn etwas in Ordnung ist, eine Sache „im Frieden ruhen“ darf, dann hören wir heute oft diesen neuen Kurz-Satz „Alles gut!“ und man meint damit: „Mach dir keine Gedanken mehr. Es steht nichts aus, was Du noch regeln oder organisieren müsstest. Alles ist geregelt.“
Manchmal habe ich das Gefühl dieser kurze Satz wird mitunter zur oberflächlichen Floskel – denn ist wirklich alles gut?
Und ich denke dabei an die Welt und ihre zunehmenden Krisen. Ich denke an manche Häuser in den Dörfern, in denen Einsamkeit und / oder Krankheit, in denen Streit und Zerwürfnis da ist. Ich denke an Menschen, die das Leben nicht in den Griff kriegen und denen niemand sagt: „Wir schaffen das (gemeinsam)!“
Ist wirklich alles gut?
Ich denke an den viel gescholtenen und diskutierten Satz von Margot Käßmann, einer früheren Bischöfin und Rats-vorsitzenden der EKD: „Nichts ist gut in Afghanistan.“ Und mit der absoluten Herrschaft des Islam ist wirklich nichts besser geworden in dieser Region, sondern eher schlimmer.
Wir brauchen Hoffnung! Mehr denn je. Und nicht nur für diese Welt, sondern auch für unser Land, für manche Stadt, für manche Dörfer, für manche Familien und manches Menschenherz.
Doch woher nehmen? Hätten wir mehr Hoffnung, wenn es die Medien nicht gäbe? Wenn wir keinen Fernseher anschalten würden, keine Zeitung lesen, kein Internet, keine Medien konsumieren würden? Damit wir all das was uns mitunter die Hoffnung raubt, nicht erst erfahren würden?
Selbst wenn wir (zum Beispiel in der Passionszeit) eine Zeit lang medienenthaltsam leben würden, die innere Not in einem Menschenherzen, in einer Familie, in manchem Haus unserer Dörfer würde weiter – auch oft sichtbar für andere – bleiben.
Daher muss Hoffnung mehr sein als die Sehnsucht nach einer befriedeten und dann friedlichen Welt. Denn „Hoffnung lässt die Flügel wachsen“ - so haben wir 2003 zum Lanzer Kreiskirchentag gesungen.
Und nochmal die Frage: Woher nehmen?
Schritt für Schritt begeben wir uns auf Weihnachten 2024 zu. Wir feiern die Geburt von Jesus Christus - den Heiland (also: den „Heilenden“) und Retter der Welt. IHM ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden – so lesen wir im letzten Kapitel des Matthäus-Evangeliums.
Kann uns SEIN Da-Sein die Hoffnung geben, die wir brauchen?
Gedanklich gehe ich andere Möglichkeiten und Quellen für Hoffnung durch: die eigene Kraft, Durchhalte-Strategien, andere Menschen, andere Religionen oder die nebulöse Parole „Es wird schon wieder!“
Doch immer wieder kehre ich mit den Gedanken auf der Suche nach der Hoffnungsquelle zu Jesus zurück: dem Kind von Bethlehem, dem Mann am Kreuz, dem am Ende alle Macht von Gott gegeben wird.
Auch wenn ich nicht alles verstehe – weder, was auf der Welt passiert, noch was im eigenen Land passiert, weder was manche Familien ertragen müssen, noch was im eigenen Leben an Fragen offen bleibt - auch dann kann ich meine Schritte weitergehen, mutig, weil ich weiß ER ist da. Hält mich. Trägt mich. Und lässt mich in den dunkelsten Stunden nicht allein.
Darum will ich seinen Geburtstag feiern – Weihnachten begehen als das Fest, dass uns mit Jesus Hoffnung schenkt, eine Hoffnung, die Flügel für das Leben (und danach!) wachsen lässt.
Herzlich Ihr Pfarrer Wolfgang Nier
Jahreslosung 2025
Die neue Jahreslosung aus dem 1. Thessalonicherbrief 5,21 „Prüft alles und behaltet das Gute“ hilft einen klaren Blick zu behalten.
Es begegnen uns immer wieder Aussagen, Behauptungen, An- und Einsichten, deren Wahrheitsgehalt nicht immer überzeugend ist. Grade im Wahljahr 2025 werden wir davon überschwemmt. Aber auch in anderen Situationen sind wir herausgefordert, Dinge genauer unter die Lupe zu nehmen, zu prüfen, einzuschätzen: ist das gut oder ist das nicht gut. Natürlich werden Menschen in strittigen Fragen (oft politischen Fragen) immer unterschiedlicher Meinung sein oder hinsichtlich ethischer Fragen unsicher sein – aber die Jahreslosung ermutigt dazu, sich die Dinge genau anzuschauen.
Als Maßstab für die Beurteilung und Bewertung dessen, was sich mir als Wahrheit präsentieren will, kann für uns als Christen nur das Wort Gottes sein, offenbart in der Bibel – vor allem durch Jesus Christus.
Pfr. Wolfgang Nier
Jahreslosung
Auslegung von Renate Karnstein zum Bahlinger-Motiv:
Der Apostel Paulus schreibt an die von ihm gegründete junge Gemeinde in Thessalonich einen Brief. Er ist beunruhigt, weil sie vielen Einflüssen und Anfeindungen ausgesetzt ist:
Prüft alles und behaltet das Gute!
1. Thessalonicher 5,21 (E)
Entscheidungen treffen wir täglich. Kleinere meist unbewusst, größere erst nach reiflicher Überlegung. Und doch bleibt oft ein Rest an Unsicherheit. Längst nicht immer erkennen wir, ob eine Entscheidung richtig oder falsch war. Außerdem ist das doch auch Ansichtssache, oder? Ich kann und möchte nicht einfach für mich übernehmen, was andere für richtig und gut befinden. Das bedeutet, dass meine Ansichten, mein Glaube und die Art, ihn zu leben, immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden. Von mir selbst und von anderen. Auch von Gott, dem daran liegt, dass mein Glaube und meine Beziehung zu ihm nicht erstarren, sondern lebendig bleiben. Und immer stellt sich die Frage nach dem Unaufgebbaren, nach dem verlässlichen Fundament, das mir Halt gibt. Im Leben und im Sterben. Ob Paulus mit dem „Prüft alles und behaltet das Gute!“ nicht genau das gemeint haben könnte?
Die Künstlerin Stefanie Bahlinger vergleicht diesen Prüfprozess mit einem Siebvorgang. Einige Steine liegen auf dem Siebboden, andere sind durchgefallen. Wie Edelsteine schimmern die einen; viele der gräulich schwarzen sind bereits durch den Gitterboden gefallen.
„Prüft alles und behaltet das Gute!“ meint, sich vor Neuem, Ungewohnten nicht zu fürchten, um es dann vorschnell durchs Raster fallen zu lassen. Es ermutigt, alles erst einmal anzuschauen, gewissenhaft zu prüfen und miteinander im Gespräch zu bleiben. Unmittelbar vor „Prüft alles und behaltet das Gute!“ schreibt Paulus:
Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte, sondern jagt allezeit dem Guten nach, füreinander und für jedermann. Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch. Den Geist löscht nicht aus. Prophetische Rede verachtet nicht. (1. Thessalonicher 5, 15 – 20)
So gesehen kann „Prüft alles und behaltet das Gute!“ bedeuten, immer wieder neu nach Gottes Willen zu fragen, sich von ihm prägen und leiten zu lassen. Meist ist es nicht so einfach wie in der Grafik, wo sich Edelsteine deutlich von den anderen abheben. Paulus nennt einige Verhaltensweisen, die dem Willen Gottes entsprechen und zum Guten dienen. Die bunten Edelsteine können Unterschiedliches bedeuten. Die einen: Vergeltet nicht mit gleicher Münze, wenn ihr meint, dass euch jemand schaden will. Wagt den ersten Schritt aus dem zerstörerischen Teufelskreis. Andere wiederum: Segnet auch die, die euch Steine in den Weg legen und gönnt ihnen Gutes. Wieder andere: Strahlt Freude und Zuversicht aus, wo Mut und Hoffnung sinken. Christsein heißt nicht, alles schwarz zu malen und zu sehen. Dann sind da noch die für das Gebet: Es gibt nichts, was ihr nicht vor Gott bringen dürft. Jederzeit, Tag und Nacht. Zuletzt noch: Nehmt wahr, dass ihr Beschenkte seid und nicht zu kurz kommt. Warum lässt es sich so viel leichter über Mängel als über Gutes reden? Warum setzt sich Negatives eher fest als Positives? Vielleicht finden wir den Aufruf, dankbar zu sein, deshalb so oft in der Bibel. Auch Psalmen laden uns ein, sie mitzubeten, wenn wir nur schwarzsehen und uns die richtigen Worte fehlen. Die schenkt uns der Heilige Geist, wenn wir ihm in unserem Leben Raum geben. Er ist die treibende, sortierende und reinigende Kraft, die Bewegung ins Bild bringt, angedeutet durch die Kreise um den Siebrand.
Um ihn herum erstreckt sich ein goldenes Kreuz. Darum geht es. Nicht um Form, Größe, Beschaffenheit des Siebs oder Dichte des Gitterbodens. Die sind so verschieden wie die Menschen selbst. Das Kreuz macht den Unterschied. Wird es sichtbar in unserem Leben? Was gerade nicht heißt, dass wir glänzen und perfekt sein müssen. „Prüft alles und behaltet das Gute!“, hat nichts mit Selbstoptimierung und einem nach allen Seiten abgesicherten Leben zu tun. Gottes Geist macht lebendig und schenkt uns die Freiheit zu entdecken, wo unser Platz ist, an dem wir Verantwortung übernehmen müssen und wo es Stellschrauben in unserem Leben gibt, an denen zu drehen ist. Im Vertrauen darauf, dass Jesus auch dann zu uns steht und durch uns sichtbar wird, wenn wir falsche Entscheidungen treffen oder Antworten schuldig bleiben. Sogar dann, wenn wir ihn auf manchen Wegstrecken vergessen oder nicht damit rechnen, dass er uns führt und das Beste für uns will.