Gedanken zum Tag - Kirche-Lenzen-Lanz-Seedorf

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Herrnhuter Losung

des Tages

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GEDANKEN ZU WEIHNACHTEN

Zu keinem anderen Zeitpunkt als zu Weihnachten verdichtet sich die Sehnsucht von uns Menschen nach Heilung.
Die Sehnsucht nach Frieden und der endgültigen Abwesenheit von Krieg und Terror; die Sehnsucht nach einem geheilten Miteinander in der Familie, in Dorf, Stadt und Land; zwischen den Generationen; die Sehnsucht, dass das eigene Herz Frieden findet inmitten der medialen Unruhe dieser Welt der tausend Wahrheiten und Behauptungen; die Sehnsucht nach Trost, Hoffnung und Lebensmut nach erfahrenen Verlusten, die Sehnsucht nach innerem Frieden über alles – es gibt so unendlich viele Sehnsüchte nach Heilung.
Deshalb rückt mir das uralte biblische Wort für Jesus „Heiland“ in letzter Zeit wieder nahe: „der Heil und Heilung Bringende.“
Nicht wir Menschen sind es, die Heil und Heilung bringen, so sehr wir uns auch anstrengen etwas vom Frieden des Heilandes und des Weihnachtsfestes zu (er)leben. Die Grenzen unserer Kraft und unserer Möglichkeiten (und manchmal auch unseres Willens) werden uns immer wieder bewusst. Es kann mutlos machen, sicher … aber die Botschaft von Weihnachten mit der Geburt des Heilandes lautet eben nicht: „Du musst, du musst, du musst …“, sondern „Gott schenkt“ !
Jesus ist derjenige, der Frieden und Heilung der Herzen schenkt. Als Mensch kann ich Frieden nicht machen, wenn ich ihn nicht selbst empfangen habe im eigenen Herzen.
So bleibt die Hinwendung zu Jesus der einzige Weg den oben beschriebenen Sehnsüchten an Weihnachten ein inneres Zuhause zu geben.

Weihnachten ist Gottes Antwort auf die Friedlosigkeit dieser Welt und des eigenen Herzens.
„Du bist ein Gott, der mich sieht.“
(1. Mose 16,13)
Die neue Jahreslosung für das kommende Jahr 2023 fordert nicht auf etwas zu tun: etwas Gutes, etwas Engagiertes oder etwas Frommes.
Gott treibt uns nicht an, so dass wir atemlos und angetrieben ständig in Bewegung sind, um das Richtige zu tun.
Die Jahreslosung sagt auch nicht, dass wir unter ständiger Beobachtung und Kontrolle Gottes sind. Gott ist – Dank Jesus und seinen Weg ans Kreuz - keine Instanz, die Fehler, falsche Wege, falsche Entscheidungen, falsches Umgehen mit Menschen auf einem Sündenkonto verbucht.
„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ … dieser Satz wird von einer Frau gesprochen, die in großer Not ist, weil sie Opfer familiärer und gesell-schaftlicher Umstände wurde, in der Zeit ungefähr um 2000 v. Chr.
In großer persönlicher Not erfährt sie die Hilfe und die Zusage Gottes, aber auch die Korrektur ihres Lebensweges.
Diesen Gott, der sich so um sie und ihr ungeborenes Kind sorgt, nennt sie nun aufatmend und ermutigt „Du-bist-ein-Gott-der-mich-sieht.“
Dieser Name Gottes kann auch für jeden Menschen heute gleichzeitig Erfahrung, dann auch Bekenntnis werden:
* Sind Sie alt, haben ihren Ehepartner verloren, leben nun in einer stillen und einsamen Wohnung? Gott sieht Sie!
* Sind Sie jung, Ihre Ehe zerbricht grade, Sie und Ihre Kinder stehen vor den Scherben einer Familie, Sie wissen nicht, wie das Leben    nun werden wird? Gott sieht Sie!
* Sie haben grade Ihren Job verloren oder sind in Schulden geraten und wissen weder ein noch aus? Gott sieht Sie!
* Sie haben Angst vor der Zukunft, wissen nicht, wie Sie die kommenden Preissteigerungen in allen Lebensbereichen bewältigen sollen? Gott  sieht Sie!
* Sie sind krank, haben Angst vor dem Krankenhaus, vor einer anstehenden OP, wissen nicht, ob sie überhaupt gesund werden? Gott sieht  Sie!
* Sie sind überfordert in der Familie, auf der Arbeit, bei all Ihren selbst-gestellten oder fremdgestellten Aufgaben, fühlen sich müde, ausge-  laugt, Sie spüren die Grenzen Ihrer Kräfte und die fehlende Lebensenergie? Gott sieht Sie!
* Sie sind auf der Suche nach Sinn und Erfüllung in Ihrem Leben, Sie fragen sich: welchen Wert habe ich eigentlich für Menschen und für  dieses Leben? Was ist meine Begabung und meine Aufgabe in dieser Welt? Gott sieht Sie!
Wie auch immer unsere Lebenssituation ist, wie auch immer das kom-mende Jahr in unserem Leben geprägt sein wird, was auf uns zu-kommt, was wir zu bewältigen oder fröhlich zu leben haben, wir dürfen gewiss sein: unser Gott ist ein Gott, der uns sieht.
ER macht sich Gedanken um uns, ER wird – wenn wir ihn lassen – unser Leben lenken und führen, ER möchte jeden neuen Tag Fundament unter unseren Füßen sein, all die Dinge die wir leben begleitet ER – ermutigend und liebevoll, aber auch kritisch, mahnend und korrigierend und gleichzeitig barmherzig und gnädig.
„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ … In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein Jahr der Geborgenheit bei Gott.
Ihr Pfarrer Wolfgang Nier
  
Die Jahreslosung 2023
 
Du bist ein Gott, der mich sieht. Genesis 16,13 (L)


Wir befinden uns auf den ersten Seiten der Bibel. Sie erzählen von Menschen, die sich lieben und streiten, von tödlicher Eifersucht, komplizierten Familienverhältnissen, von Lug und Trug, von Scheitern und Neuanfängen. Mit diesen Menschen schreibt Gott Geschichte(n). Mit Menschen, die glauben und zweifeln. Mit Menschen, die sich an seine Verheißungen klammern, auch wenn sie lange auf ihre Erfüllung warten müssen.
Wie Abram und Sarai. Ihre Geschichte beginnt mit einem verhängnisvollen Satz: „Aber Sarai war unfruchtbar und hatte kein Kind.“ (Genesis 11, 30)
Welche Tragik klingt da schon an! Solche scheinbar in Stein gemeißelten Sätze gibt es, die über Menschen und Familien stehen. „Aber Sarai war unfruchtbar…“ - Stimmt das?
Was steht wie ein ehernes Gesetz über meinem Leben und hat ihm einen Stempel aufgedrückt?
Was bleibt mir versagt und aus welcher Ecke komme ich nicht heraus?
Gott verspricht
Abram und Sarai stammen aus Ur in Mesopotamien, dem heutigen Irak. Auf Gottes Zusage hin wagen sie den Aufbruch: „Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein.“ (Genesis 12, 1u.2)
Aber Sarai war unfruchtbar und hatte kein Kind.“ Wie ein roter Faden zieht sich das durch ihr Leben. Ebenso Gottes großes Versprechen: Ich werde euch das Land Kanaan geben und ihr werdet ein großes Volk werden!
Was passiert? Beide werden älter, sind viel und zum Teil recht abenteuerlich unterwegs und wohnen als Fremdlinge im verheißenen Land. Steht Gott zu seinem Wort oder haben sie vergeblich gehofft?
Wo zerreißt mich die Spannung zwischen Gottes Versprechen und seinem Eingreifen?
Wo gilt es, auf Gottes Eingreifen zu warten und wo muss ich selbst aktiv werden?
Seit Abram und Sarai als Fremdlinge in Kanaan wohnen, sind zehn Jahre ins Land gezogen: „Sarai, Abrams Frau, gebar ihm kein Kind. Sie hatte aber eine ägyptische Magd, die hieß Hagar.“ (Gen. 16,1)
Mit einer dritten Person kommt Bewegung in die Geschichte: Hagars semitischer Name bedeutet Flucht, Fremdling. Sarai erhofft sich von ihr das Ende einer unerträglich langen Warteschleife: „Und Sarai sprach zu Abram: Siehe, der HERR hat mich verschlossen, dass ich nicht gebären kann. Geh doch zu meiner Magd, ob ich vielleicht durch sie zu einem Sohn komme. Und Abram gehorchte der Stimme Sarais.“ (Genesis 16,2)
Die Idee Sarais mag uns verwerflich vorkommen. Abrams willfähriger Gehorsam mag uns befremden. Im Alten Orient war dieser Plan nicht außergewöhnlich. Sarais Magd soll die Rolle einer Leihmutter übernehmen. Wird das Kind der Leibmagd auf dem Schoß der Herrin geboren, wird es als vollberechtigtes Glied der Familie anerkannt. Sarais Geduld ist am Ende und sie beschließt, Gottes Versprechen auf die Sprünge zu helfen. Die Folgen lassen nicht lange auf sich warten. Hagar wird schwanger. Ein Wendepunkt im Leben von Sarai, Abram und Hagar, der nachwirkt bis heute.
Wie oft fällen wir Entscheidungen nicht nur für uns selbst, sondern mit weitreichenden Folgen für andere und kommende Generationen?

Gott sieht
Wie geht es Hagar damit? Sie ist Sarais Magd – das ist ihr Stempel. Außerdem eine Geflüchtete, eine Fremde, wie ihr Name schon sagt. Als solche verrichtet sie ihren Dienst ungeachtet und im Hintergrund. Jetzt gerät sie in den Blick und soll Abrams und Sarais Kinderwunsch erfüllen. Sie braucht nicht gefragt zu werden, fügt sich und wird tatsächlich schwanger. Hagar lässt ihre Herrin spüren, wer jetzt die angesehenere Position hat. Die Dynamik zwischen den beiden eskaliert. Gegenseitige Demütigungen sind an der Tagesordnung. Wie reagiert Abram? Offensichtlich erst, als Sarai explodiert und sich über die Erniedrigung durch Hagar beschwert. Bevor ihre Herrin Maßnahmen gegen sie ergreift, flieht die Schwangere in die Wüste Schur. Erschöpft lässt sie sich an einer Wasserquelle zu Boden fallen.
In ihrer Grafik richtet Stefanie Bahlinger unseren Blick auf dieses Häufchen Elend. Hagar kauert am Boden zerstört im Wüstensand. Die Künstlerin holt sie aus ihrem Schattendasein ins Licht. Senkrecht von oben leuchtet es auf sie herab. Noch durchdringt es nicht das Dunkel ihrer Verzweiflung. Noch schafft Hagar es nicht, sich aufzurichten. In ihrem Elend mutterseelenallein vergräbt sie ihr Gesicht in den Händen und weint. Leise nähert sich ihr eine blaue Gestalt und berührt sie. Es folgt ein Zwiegespräch zwischen dem Engel und ihr: „Aber der Engel des HERRN fand sie bei einer Wasserquelle in der Wüste, nämlich bei der Quelle am Wege nach Schur. Der sprach zu ihr: Hagar, Sarais Magd, wo kommst du her und wo willst du hin? Sie sprach: Ich bin von Sarai, meiner Herrin, geflohen.“ (Genesis 16, 7 u.8)
Hier passiert Unglaubliches im Leben von Hagar. Sie ist die erste Frau in der Bibel, die Gott durch seinen Boten persönlich anspricht! Sie bleibt Sarais Dienerin. Doch vom Engel wahrgenommen und mit ihrem Namen angesprochen bekommt sie ihre Würde zurück. Bisher hatte sie zu befolgen, was ihre Herrin befahl. Jetzt wird sie gefragt: „Hagar, Sarais Magd, wo kommst du her und wo willst du hin?“ Eine alltäglich anmutende Frage wird an dieser Stelle zu einer existentiellen.
Wo kommst du her und wo willst du hin?“ Eine wichtige Frage, der es sich auch dann zu stellen lohnt, wenn wir nicht am Boden liegen!
Hagars Antwort fällt kurz aus: „Ich bin von meiner Herrin Sarai geflohen.“ Damit bringt sie ihre Verzweiflung auf den Punkt. Zwei Personen sind im Hintergrund der Grafik zu sehen – vermutlich sind es Abram und Sarai. Nur schemenhaft gemalt dominieren sie die rechte Bildhälfte. In warme rotorange Töne getaucht setzen sie sich deutlich ab von dem zarten Grün und Blau der linken Bildhälfte. Viel Wärme hat Hagar bei Sarai und Abram nicht erfahren. Vielleicht meint das Rotorange die hitzigen Reibereien zwischen Sarai und Hagar? Viel kleiner, fast unscheinbar wirkt dagegen die blaue Gestalt, die sich Hagar zuwendet. Zeigt ihr der Engel einen Weg aus dem Dilemma? Bedeuten die Grün – und Blautöne, dass neuer Lebensmut und Hoffnung in ihr wachsen?
Doch der Engel schickt sie in die „heiße“ Situation zurück. Es ist die einzige Chance, dass ihr Kind als legitimer Sohn Abrams anerkannt werden kann. Hagar ist nicht nur die erste Frau in der Bibel, die Gott durch seinen Boten persönlich anspricht, sondern auch die erste Frau, die eine umfassende Segensverheißung erhält: „Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Ich will deine Nachkommen so mehren, dass sie der großen Menge wegen nicht gezählt werden können. Weiter sprach der Engel des HERRN zu ihr: Siehe, du bist schwanger geworden und wirst einen Sohn gebären, dessen Namen sollst du Ismael nennen; denn der HERR hat dein Elend erhört.“ (Gen 16, 10 u.11)
Noch ist Hagar in der Wüste und weiß, dass sie wieder umkehren muss. Zwischen ihr und den beiden Figuren im Hintergrund dominiert die Farbe Violett, die auch für Verwandlung stehen kann. Die beginnt bei Hagar. In der Begegnung mit dem Boten Gottes erfährt sie Gott selbst und kommt zu der Erkenntnis:
„Und sie nannte den Namen des HERRN, der mit ihr redete: Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (Gen. 16, 13) Das ist für Hagar der Name Gottes und zugleich ihr persönliches Glaubensbekenntnis! Diese Erkenntnis richtet sie auf und verwandelt sie von der Dienerin Sarais zur von Gott angesehenen und gesegneten Hagar.
Gott sieht sie nicht nur, sondern hat auch ihr Elend gehört. Damit sie das nie vergisst, soll sie ihrem Sohn den Namen Ismael geben, der genau das bedeutet: Gott hört. Als der Engel wieder entschwindet, kann sie es kaum fassen: „Gewiss hab ich hier hinter dem hergesehen, der mich angesehen hat. Darum nannte man den Brunnen: Brunnen des Lebendigen, der mich sieht. Er liegt zwischen Kadesch und Bered.“ (Genesis 16, 13 f.) Er wird zu einem Ort, an dem Israel bezeugt, dass Gott auf das Elend der Entrechteten und Entmachteten sieht und sich ihrer annimmt.
Gott ist treu
Nach ihrer Rückkehr bekommt Hagar erneut die Endlosschleife mit, in der Abram und Sarai immer noch stecken. Ein Licht am Horizont: „Und Hagar gebar Abram einen Sohn, und Abram nannte den Sohn, den ihm Hagar gebar, Ismael.“ (Genesis 16, 15)
Endlich trifft auch das längst Versprochene und bisher vergeblich Erhoffte ein: „Und der HERR nahm sich Saras an, wie er gesagt hatte, und tat an ihr, wie er geredet hatte. Und Sara ward schwanger und gebar dem Abraham in seinem Alter einen Sohn um die Zeit, von der Gott zu ihm geredet hatte. Und Abraham nannte seinen Sohn, der ihm geboren war, Isaak, den ihm Sara gebar.“ (Genesis 21, 1 – 3)
Endlich! Möchte die Künstlerin mit ihrer Farbgebung an Gottes Regenbogen und an seinen unverbrüchlichen Bund mit uns Menschen erinnern? Er ist auch über unser Leben und Gottes Geschichte(n) mit uns gespannt – und zerreißt nicht.
Wie ein lichtdurchfluteter Vorhang breiten sich die Farbflächen nach unten hin aus. In der Mitte öffnet er sich. Es gibt Zeiten, in denen ich mich vergeblich nach Gottes spürbarer Nähe und seinem Eingreifen sehne, er aber wie hinter einem Vorhang verborgen bleibt. Dann reißt der Vorhang plötzlich auf und lässt mich, und sei es manchmal auch nur für kurze Zeit, erkennen: Ich bin ihm nicht egal. ER sieht und hört mich. Und ER greift ein.
Motiv: Stefanie Bahlinger
Auslegungstext: Renate Karnstein

Du bist ein Gott, der mich sieht.
1.MOSE 16,13
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