Kietz - Kirche-Lenzen-Lanz-Seedorf

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Unsere Kirchen

1472 upe deme Kytze

Die St. Johannis Kirche

Die Kietzer St. Johanniskirche ist in unserem Pfarrsprengel eine Kirche mit einer besonderen Geschichte. Während von anderen Kirchen meist nur eine Vorgängerkirche überliefert wurde, ist die heutige Kietzer Kirche die 3. Kirche,die es in der Wische gab. Die erste Kirche vermutete man unter den Grundmauern des alten Pfarrhofes Kietz, der inden 70iger Jahren abgerissen wurde. Sie ist wahrscheinlich einem großen Elbehochwasser 1377 zum Opfer gefal-len. Damit das nicht wieder passiert, suchte man eine natürlich Erhebung, die Menschen und Kirche gleichermaßen Schutz bot und baute daher 1703 – also gar nicht so lange her – eine neue Kirche.

Interessant ist: 3 Glocken der alten Kirche (3! D.h. die erste Kirche kann also gar nicht so klein gewesen sein) kamen in die „Bunte Kirche“ mit hinein und auf der einen Glocke stand die Jahreszahl 1472, d.h. wir kennen damit die ungefähre Entstehungszeit der alten Kirche.

Das muss eine fantastische Kirche gewesen sein: außen relativ schlichtes Fachwerk (wie die meisten Kirchen, die in diesem Jahr-hundert gebaut wurden, aber innen voller barocker Farbenpracht. Deswegen wurde sie auch „Die bunte Kirche“ genannt. Etwa 3 Jahre nach der Erbauung der neuen Kirche wurde das Inventar geschaffen: Altar, Kanzel, Patronatsgestühl, Chorgestühl. Zum Inventar der heutigen Kirche gehört übrigens auch der Grabstein des Bartholomäus von Wenckstern aus dem Jahre 1553, des Kirchenpatrons dessen hiesigen Familienlinie aber in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgestorben ist. Keine 200 Jahre konnten sich die Wischer an ihrer „Bunten Kirche“ freuen, da spielte mal wieder das Wetter eine miese Rolle: Unwetter, Sommer-gewitter, Blitzeinschläge in den Jahren 1879 und 1888 (Die Kirchenglocken waren geschmolzen!), dann das Märzhochwasser im Jahr 1888 - alles destabilisierte und verwüstete die Kirche so sehr, dass ein Neubau nötig wurde. Dazu schüttete man die Warft

noch ein wenig höher auf, so dass die Kirche vor nächsten Hochwassern geschützt war. Von 1892 bis 1894 wurde dann die 3. Kirche der Wischer gebaut. Und zwar im neuromanischen Backsteinbau mit dem Haupteingang im Westturm. Der Baustil als solcher wurde sicher nicht das Markanteste der Kirche, sondern ihre Größe und ihre gesamte architektonische Struktur. Wir könnten mehr als 500 Leute in der Kirche unterbringen, es zeigt übrigens, wie dicht besiedelt die Lenzerwische Ende des 19. Jahrhunderts war, sie hatte 1875 knapp 2000 Einwohner. Ganz fix hatte noch 1892 vor dem Abriss der alten Kirche das Märkische Museum Berlin die Wandmalereien der Kirche kopiert, um sie der Nachwelt zu erhalten, aber diese Kopien sind durch die späteren Kriegseinwirkungen verloren gegangen - das Schicksal vieler Menschen und Kunstwerke in den Kriegen. Doch keine 60 Jahre hatten die Wischer an ihrer schönen neuen Kirche ihre Freude, denn 1952 war mit der Errichtung der 5 km-Sperrzone wieder „Schluss mit Lustig“. Die Kirche stand direkt im Grenzbereich und somit war eine regelmäßige Nutzung nur noch sporadisch und unter erschwerten Bedingungen möglich. Vor allem aber wurde die Erhaltung zum Problem. In der DDR war Bauerhaltung ohnehin ein Problem, aber erst recht für die Kirchen und besonders für die Kirchen im Sperrgebiet, so wie Kietz. So traten Bauschäden auf, das Dach wurde undicht, es erfolgte ein allgemeines Vergammeln – Sie ahnen wie der Zahn der Zeit 40 Jahre lang nagte. Doch man soll ja nie „nie“ sagen und Gott den Herrn nicht vergessen. Das rettende Wunder geschah, 1989 … eine Chance für die Kietzer St. Johanniskirche?

Nicht gleich. Die Kirchlichkeit der Lenzerwische hatte sehr stark abgenommen, vor der Wende waren die selbständigen Pfarrstellen „Lenzerwische“ und „Mödlich“ schon dicht gemacht worden. Und noch 1993 waren Gedanken des Abrisses der Kirche auf verschiedenen kirchlichen Ebenen vorhanden, seit 1996 wurde die Kirche dann auch noch wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt worden. Auch wenn sie auf freiem Feld stand - die Kirche war aber Ortsmittelpunkt von Gaarz bis erste Hälfte Rosensdorf. Mit dem drohenden Abriss wollten sich daher viele Wischer nicht abgeben und so gründeten am 15. Januar 1999 Kirchenmitglieder und Einwohner den Förderverein zur Rettung der Kietzer Kirche. Über 2 Jahrzehnte – bis heute – ist die Gemeinde Schritte gegangen: angefangen von den baulichen Notsicherungsmaßnahmen bis hin zu kompletten Sanierungsmaßnahmen und Restaurierungen des Inventars. Turmkreuz, Glockenstuhl, Bleiglasfenster, Innenausmalung, die Chorraum-Bemalung, das Epitaph, Kanzel, Altar, der Altaraufgang, Patronatsloge, Einbau der kleinen Küche … lauter „kleine“ Schritte. Eine Restaurierung der Orgel der inzwischen nicht mehr existierenden schlesischen Firma Schlag & Söhne wird wohl ein Traum bleiben. Sie ist zwar optisch hergestellt … aber wer würde sie spielen?

Die Kulturkirche
Da sich die Kietzer mit dem drohenden Verlust ihres Ortsmittelpunktes nicht einfach abfinden wollten, gründeten sie am 15. Januar 1999 den "Förderverein Kietzer Kirche". Noch im selben Jahr erfolgte die Eintragung als Baudenkmal und erste Sanierungsarbeiten. Der Weihnachtsgottesdienst am 24.12.1999 war ein wichtiger erster Schritt und gab Mut für die von manchen Rückschlägen begleitete schrittweise Wiederherstellung unseres Gotteshauses. ....
Unsere Kirche wird nun durch gemeindliche aber auch kulturelle Veranstaltungen mit Leben erfüllt: Erntedankgottesdienst, Hubertusmesse, Adventsbasar, Weihnachachtsfeier mit Krippenspiel, und Konzerte.
Durch eine sehr gute Akustik wird der Besuch zum Erlebnis. Hervorzuheben sind die "ausgegrabenen" Barockopern mit zeitgenössischer Kostümierung und Musik im Rahmen des "Prignitz-Sommers".


Außerhalb der Veranstaltungen öffnen wir Ihnen unser Gotteshaus nach Voranmeldung gern.
Sigrid Tietz, Rigstr.3            Tel. 038792 1890
Arnold Wernicke, Ringstr.9   Tel. 038792 1899
Jörg Schönhoff, Sandstr.8    Tel. 038792 7201

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.
1.Korinther 16,14
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