Die Kinder - Kirche-Lenzen-Lanz-Seedorf

Direkt zum Seiteninhalt
Aktuelles > Andachten /Predigten
Predigt über „Die Kinder“
(gehalten zu Pfingsten und zu den Konfirmationen 2009 in Ferbitz, Lenzen, Lanz und Seedorf)

Liebe Gemeinde,
nachdem wir in der Predigtreihe „Verwandte und Bekannte: Plage, Aufgabe oderGeschenk?“ an zwei Sonntagen im Mai sowohl über die Mütter, dann auch über die Väter nachgedacht haben, möchte ich heute diese Reihe mit dem Unterthema „Die Kinder“ fortsetzen.
Wann und wo im Leben von Menschen spielen Kinder eine Rolle, füllen Gedankenan Kinder den ganzen Tag aus?Von der Geburt an, im ersten Jahr – und wer sich die ersten paar Jahre gönnt, mit seinen kleinen Kindern den Alltag zu verbringen und Tag für Tag die Kinder
heranwachsen sieht, die ersten Sprach- und Gehversuche erlebt und danach erlebt, wie es nicht mehr aufhören will zu sprechen und zu gehen, wer ihm die ersten Grenzen beibringen muss, aber auch die Möglichkeiten des Lebens – für den sind
der Tag und die Gedanken voll von „Kind“. Wann und wo im Leben von Menschen spielen Kinder noch eine Rolle, füllen Gedanken an Kinder den ganzen Tag aus?
Und zwar im Seniorenheim – dort wo ein alter Mensch nicht mehr für sich selbst sorgen muss, sein Leben regeln und organisieren muss, wo er Zeit hat seinem vergangenen Leben nachzuhängen und sich Gedanken zu machen – dort ist oft der Tag ausgefüllt mit den Gedanken an und der Sehnsucht nach den Kindern, auch dann wenn die Gedanken verschwimmen und Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht mehr klar getrennt werden können – die Sehnsucht bleibt und das Warten und Hoffen, wann sie denn mal kommen.
Und noch ein Beispiel: wann und wo im Leben von Menschen Kinder eine Rolle spielen, die Gedanken an Kinder einen sehr beschäftigen können.
Nämlich dann, wenn wir über das eigene Kind sein nachdenken. Wir haben nicht nur Kinder, sondern wir sind auch Kinder. In jedem Alter – ob mit 3, 14, 25, 50 oder 70. Für den einen ist der Rückblick auf seine Kindheit ein trauriges Kapitel, für den
anderen ist es eine Quelle der Dankbarkeit, wieder jemand anders muss seine Kindheit u.U. beim Psychotherapeuten neu wahrnehmen lernen, damit er seine Gegenwart wieder besser in den Griff kriegt, ein anderer muss vergeben lernen oder um Vergebung bitten lernen – wie auch immer: der Rückblick in die eigene Kindheit ist nicht nur Erinnerung, sondern immer auch ein Versuch zu verstehen, warum ichheute so bin wie ich bin.
In der Bibel, vor allem im Neuen Testament spielen Kinder (als kleine Kinder) eineganz besondere Rolle. Nicht weil sie so lieb und herzig sind, sondern weil an ihnen etwas sichtbar wird, wie Jesus sich das Verhältnis eines Menschen zu Gott vorstellt.
Schauen wir uns zwei Szenen an.
Die erste Szene finden wir im Markus-Evangelium, wo Markus berichtet, dass ein Haufen Eltern mit ihren Kindern zu Jesus kommen wollten, damit er sie segnet. Die Jünger waren gestresst, denn sie hatten vorher von Jesus einen Vortrag über Ehe und Ehescheidung hört und mussten den erst verarbeiten und haben daher versucht, die Eltern samt Kindern abzuwimmeln. Macht man ja manchmal, wenn die Nerven sich vom Gesamtbefinden absondern.
Aber Jesus in seiner beneidenswerten Vitalität rügt einerseits seine Jungs für ihr Gemoser, aber er nutzt auch die Gunst der Stunde, um etwas deutlich zu machen und er sagt: „Wehrt ihnen nicht – denn ihnen gehört das Reich Gottes. Wer das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, der wird auch nicht hineinkommen.“
Hinter diesem Satz steht folgendes: Die Konfirmanden von diesem Jahr und auch jeder, der sich vielleicht heute an die eigene Konfirmation erinnert, wir haben uns ja mächtig viel Mühe gegeben, um die Konfirmation machen zu können. wir haben den Unterricht besucht, haben was gelernt, haben den Gottesdienst besucht – mehr oder weniger – usw.
Das sind alles Sachen, die den Kopf anstrengen, die Pflicht und die vorgesehen Ordnung erfüllen.
Aber ist das schon Glauben? Reicht unser Wissen aus, um in das Reich Gottes zu kommen?
Sie wissen, bei Kindern geht alles über Beziehung. Wer eine Beziehung zu ihnen aufbaut, sich ihnen zuwendet, hat ihr Herz und ihr Vertrauen.
Und deswegen stellt Jesus dieses Kind in die Mitte und demonstriert so was Glauben ist: Glaube ist Beziehung zu Gott, oft blindes Vertrauen. Wer so wie ein Kind, vorurteilsfrei, direkt und vertrauensvoll sich Gott zuwendet, der wird in Gottes Reich kommen.
Wie sieht es also mit ihren Herzen aus – mit der persönlichen inneren Beziehung zu Jesus Christus, zu Gott? An die Konfirmanden von heute: was habt ihr davon verstanden? Habt ihr verstanden worum es wirklich geht, also nicht nur zu wissen, wer die Kirchenältesten sind, sondern wer Jesus Christus ist – für euch persönlich?
Oder an uns Konfirmanden von damals: was ist von unserem „Ja“ zu dieser persönlichen Beziehung zu Jesus Christus übriggeblieben?
Die zweite Szene leitet sich aus einem Streitgespräch der Jünger ab, die sich Gedanken darüber gemacht haben, wer denn im Himmel mal der Größte ist. Na ja, solche Gespräche kennt man ja heute auch noch. Wer ist der Größte – das geht im Kindergarten los, setzt sich in Schule und Lehre fort, lässt sich direkt und indirekt überall beobachten: auf Arbeit in den Gemeinderäten, an den Stammtischen und irgendwann landet dieser Hahnenkampf im Altersheim.
Dass diese Frage, aber auch im Blick auf den Himmel diskutiert wird, das ist schon kräftig. Die Antwort von Jesus fällt wie immer überraschend aus: Er nimmt wieder ein Kind, stellt es in die Mitte und sagt: Wer nicht mit diesem dummen Geplänkel aufhört und stattdessen die Hand Gottes ohne langes Hin und her, wenn und aber ergreift, ohne nach rechts und links zu schielen – der wird überhaupt nicht in den Himmel kommen. Und dann sagt Jesus einen Satz, mit dem er – wie bei der anderen Szene – den Glauben eines Kindes an ihn ganz hoch bewertet und es als Beispiel für uns hinstellt:
Wer den Glauben eines einfachen Kindes hat – der wird der Größte im Himmel sein und wer ein solches Kind in seinem Glauben ernst nimmt, es annimmt – der wird Jesus selbst in diesem Kind begegnen.
Aber wer einem Kind Anlass dafür gibt, dass sein Glaube zerstört wird, für den wäre es besser, dass man ihm einen Mühlstein um den Hals hängt und ihn an der tiefsten Stelle in der Elbe versenkt – denn Gottes Strafe für denjenigen fällt noch schrecklicher aus.
Liebe Eltern, liebe Großeltern, liebe Paten der Konfirmanden – wie wirkt ihr Leben, ihr Verhalten, ihr Glauben auf den Glauben ihrer Kinder und Enkel? Bestärkend oder zerstörerisch?
Oder rückblickend für uns alle, denn wir haben ja nicht nur Kinder, wir sind auch selbst Kinder gewesen: wie hat der Glaube meiner Eltern auf mich gewirkt – bestärkend oder zerstörerisch? Wie hat die Beziehung meiner Eltern zu ihrer Gemeinde auf mich gewirkt, habe ich meine Eltern erlebt, dass sie gern zum Gottesdienst gegangen sind? Waren sie ermutigend, motivierend oder haben sie mich in ihrem Vorbildverhalten eher gebremst?
Die erinnernde Antwort entscheidet hoffentlich mein heutiges eigenes Handeln in dieser Frage:
Entweder ich bekräftige den guten, heilmachenden, lebensstärkenden Glauben meiner Eltern und gebe ihn an meine Kinder weiter oder ich befreie mich von einem formalen, für den Alltag unbedeutenden und oft zerstörerischen Glauben und begebe mich mit meinem Kind auf einen neuen Weg eines persönlichen, vertrauensvollen Glaubens.
So wünsche ich ihnen allen am heutigen Pfingstfest den Geist Gottes, den Heiligen Geist – dass er ihr Herz berührt, die Blockaden gegenüber dem Glauben an Gott und Jesus Christus niederreißt und ihnen ein neues erfrischendes und zuversichtliches Leben im Glauben an Jesus Christus schenkt. Amen.
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.
1.Korinther 16,14
Zurück zum Seiteninhalt